Let's get shit done. Feminismus reloaded
Von Sarah Lauener | Kultur und Gesellschaft | 26.11.2015
Eine neue Frauenbewegung aus Zürich will durch aktivistische Aktionen bestehende Ungleichgewichte thematisieren.
Braucht es eigentlich noch Feminismus im Jahr 2015? Klickt man sich durch die Seite von Aktivistin.ch wird klar: Definitiv! Lohnungleichheit, Sexismus und Familienthemen – von einer vollständigen Gleichstellung sind wir noch weit entfernt. Aus genau diesem Grund wurde vor rund sechs Monaten das dynamische Netzwerk Aktivistin.ch ins Leben gerufen. Mit Herzblut organisiert die Gruppe aktivistische Aktionen wie einen erfolgreichen Flashmob auf dem Paradeplatz oder diverse Treffen und Workshops. Und das ist erst der Anfang: In Zukunft wird noch eine geballte Ladung Power und Action auf uns zukommen.
Mit Aktivistin.ch-Mediensprecherin Carmen Schoder treffe ich mich an einem herbstlich kalten Donnerstag zu einer Skype-Sitzung. Die Zeit ist knapp, bei Aktivistin.ch arbeiten sämtliche Mitglieder ehrenamtlich neben ihren eigentlichen Verpflichtungen. Und obwohl es in der neu gegründeten Gruppe manchmal stressig und auch ein wenig chaotisch zu und her geht, erzählt mir Carmen mit Leidenschaft von dem Herzensprojekt.
Ursprünglich wurde das Netzwerk von Unia Zürich-Schaffhausen ins Leben gerufen. Mittlerweile waltet die Gruppe jedoch eigenständig, berichtet mir Carmen: «Dem Netzwerk ist es äusserst wichtig, das dessen Anliegen glaubhaft vertreten werden, losgelöst von einer Organisation. Deswegen hat man sich entschieden, die Unia zu einer Partnerin der Organisation umzufunktionieren. Die Unia gibt uns eine Menge Schubkraft und wir arbeiten zur Zeit daran, weitere Partner mit ähnlicher Power und Begeisterung für unser Thema ins Boot zu holen.»
Der enge Kern des Netzwerkes kommt alle paar Wochen zu einem Treffen zusammen, um organisatorische Punkte oder anstehende Projekte zu besprechen oder um sich auch einfach über feministische Themen auszutauschen. «Toll wäre es, wenn Aktivistin.ch irgendwann auch Ansprechpartnerin für Medien oder Organisationen zu feministischen Themen werden könnte.»
Im Fokus der Gruppe steht aktuell zur Zeit das Thema der Lohnungleichheit, unter dessen Motto kürzlich ein Flashmob auf dem Paradeplatz abgehalten wurde. Bis heute verdienen Schweizer Frauen rund 7,7 Milliarden Franken weniger im Jahr als Männer – aus keinem belegbaren Grund.
Carmen erzählt mir, dass Aktivistin.ch demnächst auch mit anderen, ähnlichen Projekten zusammenspannen könnte. Denn zusammen ist man stärker, lauter und kann man mehr bewirken. Überhaupt wird Solidarität bei Aktivistin.ch gross geschrieben. Zudem möchte die Gruppe der breiten Masse die Angst vor dem Wort „Feminismus“ nehmen. Denn noch immer setzen viele Personen diesen Begriff mit Humorlosigkeit, Männerhass und Nörgeln gleich. «Das ist schlicht falsch. Denn: Wir hinterfragen lediglich das patriarchale System, in dem wir uns gegenwärtig befinden, und es ist unser Wunsch, in einer gleichberechtigen Welt zu leben.» Aktivistin.ch sieht noch einige Baustellen, es gibt viel zu tun. Doch eins nach dem anderen. Oder wie es die Gruppe selbst sagt: Let’s get shit done.
Der nächste Aktivistinnen-Event zum Thema «Lohngleichheit Jetzt! - Strategien und Lösungen» findet am 28. November im Kirchgemeindehaus Aussersihl statt. Mehr Infos hier.
Sarah Lauener ist im Online Marketing Team für Beratung und Strategie zuständig. Feminismus gehört bei Ihr zum Alltag wie Pizza, Bücher und gute Musik.
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