Die Einschränkung von Tabakwerbung ist richtig.

Werbung um jeden Preis? Wir finden: Nein.

Am letzten Sonntag hat eine deutliche Mehrheit von 56,6 Prozent der Stimmbürger*innen und 15 Kantonen Ja gesagt zur Volksinitiative “Kinder ohne Tabak”. Das Verbot von Tabakwerbung, die sich an Kinder und Jugendliche richtet, ist ein wichtiger gesundheitspolitischer Fortschritt. Dass Rauchen schädlich ist und Krankheiten verursacht, ist seit Jahrzehnten wissenschaftlich erwiesen. Alleine in der Schweiz sterben laut Angaben der Lungenliga jedes Jahr fast 10’000 Personen frühzeitig an den Folgen des Tabakkonsums.

Umso mehr irritieren uns die orchestrierten Stellungnahmen der Branchenverbände seit dem Abstimmungssonntag. Heute hat auch der Verband Leading Swiss Agencies (LSA) sein Bedauern über den demokratisch legitimierten Entscheid ausgedrückt. Wir sind Mitglied bei LSA und schätzen dessen Einsatz für Aus- und Weiterbildung oder für faire Pitches, um nur zwei Beispiele zu nennen. Doch hier hat sich der Verband LSA komplett verrannt. Besonders stossend finden wir, dass sich LSA anmasst, im Namen aller Agenturen und der ganzen Kommunikationsbranche zu sprechen. Die Branche ist vielfältiger, als sie in den letzten Tagen von Branchenverbänden wie KS/CS, SWA, LSA und Co. dargestellt wurden.

Darum möchten wir klarstellen: Wir von Feinheit distanzieren uns von der Position des LSA in aller Deutlichkeit. Diese Position ist aus unserer Sicht nicht nur falsch, die Argumentation des LSA ist auch äusserst schwach:

  • Erstens tragen wir alle, die im öffentlichen Raum kommunizieren, eine gesellschaftliche Verantwortung: Wir sprechen hier nicht von einem Genussmittel, sondern von einem Suchtmittel, das Menschen tötet und jährliche Gesundheitskosten von 3 Milliarden Franken verursacht.
  • Zweitens geht die Werbewirtschaft in der Schweiz nicht zugrunde, wenn sie auf 0,2 Prozent ihres Umsatzes verzichten muss.
  • Drittens ist es ein Hohn, wenn ausgerechnet Werber*innen behaupten, Werbung würde nichts bringen und hätte daher keinen Einfluss darauf, dass Jugendliche mit dem Rauchen beginnen. Würde Werbung nicht wirken, müssten wir uns morgen alle einen neuen Job suchen. Studien zeigen klar den Zusammenhang zwischen Tabakwerbung und dem Raucheinstieg von Jugendlichen auf.
  • Viertens sind die Forderungen der Initiative alles andere als extrem, sondern sie entsprechen den Standards unserer Nachbarländer, wo Tabakwerbung schon lange eingeschränkt oder verboten ist. Uns wäre nicht bekannt, dass dort die Kommunikationsbranche deswegen am Boden liegen würde.
  • Fünftens finden wir es fast schon zynisch, die Initiative als Angriff auf die “Grundrechte” zu kritisieren. Wenn, dann müsste uns der LSA erklären, warum die Wirtschaftsfreiheit höher zu gewichten sein soll als das Recht auf Gesundheit oder der in Artikel 11 der Bundesverfassung garantierte Schutz von Kinder und Jugendlichen.

Wir von Feinheit möchten mit unserer Arbeit Sichtbarkeit und Wirkung erzielen für nachhaltige, ehrliche und transparente Projekte. Das ist uns mit der Kampagne für ein Ja zu “Kinder ohne Tabak” gelungen. Unabhängig davon begrüssen wir die Annahme der Volksinitiative sehr und wir wissen, dass wir damit innerhalb der Kommunikationsbranche bei Weitem nicht alleine dastehen. Diese Zeilen sollen daher auch all jenen eine Stimme geben, welche sich der gesellschaftlichen Verantwortung unserer Disziplin bewusst sind und sie in ihrer täglichen Arbeit mittragen.