Ausblick Abstimmungen: Was taugen die Umfragen?
Von Michael Sorg | Politik | 19.08.2022
Heute hat das Institut GfS.Bern im Auftrag der SRG seine erste Umfrage für die Abstimmungen vom 25. September veröffentlicht. Was ins Auge sticht, sind die grossen Diskrepanzen zur Tamedia-Umfrage, welche eine Woche zuvor publiziert wurde und die vom Institut LeeWas durchgeführt wird.
Dass Umfragen zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen, ist normal - zumal Befragungszeitpunkt und Fragestellungen jeweils nicht identisch sind. Aber diesmal sind die Diskrepanzen so gross, dass ein paar Fragezeichen zurückbleiben. Bei der Massentierhaltungs-Initiative sind die Ergebnisse von SRG und Tamedia noch einigermassen kongruent. Bei AHV 21 wird jedoch aus einem spannenden Rennen mit 9 Prozentpunkten Differenz zwischen Ja und Nein (Tamedia) plötzlich eine klare Sache mit 31 Prozentpunkten Differenz. Und bei der Verrechnungssteuer kippt das klare Tamedia-Nein bei der SRG-Umfrage sogar in ein Ja.
Umfragen sind jeweils hilfreich, um die eigenen Kampagnen zu überprüfen und zu justieren. Fallen die Ergebnisse hingegen so unterschiedlich aus wie diesmal, ist es schwierig, die richtigen Schlüsse zu ziehen. Nicht einmal die Beurteilung der Argumente ist konsistent. Beispiel AHV 21: Das Kontra-Argument, AHV 21 öffne die Tür zu einer generellen Erhöhung des Rentenalters (Stichwort Rentenalter 67), fällt in der Tamedia-Umfrage noch durch. Bei der SRG-Umfrage ist es hingegen mehrheitsfähig.
Noch ein letzter Gedanke: Was in Umfragen logischerweise schwer zu erfragen ist, ist die Mobilisierung. Gehen viele Menschen an die Urne, die sonst nicht an Abstimmungen – und erst recht nicht an Umfragen – teilnehmen, so kann das zu Überraschungen führen. Die jüngsten und prominentesten Beispiele sind die Kampfjet-Abstimmung vom September 2020 und das CO2-Gesetz vom Juni 2021. Eine starke Mobilisierung hat die Kampfjets beinahe zu Fall gebracht und beim CO2-Gesetz sogar zu einem Nein geführt. Wir werden am 25. September wissen, welchen Einfluss die Mobilisierung diesmal hatte. Mit der Erhöhung des Frauenrentenalters sowie der Massentierhaltungs-Initiative sind Vorlagen dabei, die durchaus Potenzial haben, um für eine überdurchschnittliche Mobilisierung zu sorgen.
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