Präventionskampagne der Kantone zum Thema Spielsucht

2023 haben alle Schweizer Kantone und das Fürstentum Liechtenstein erstmals eine gemeinsame Kampagne zum Thema Spielsucht lanciert. Wir durften diesen nationalen Auftritt entwickeln, nachdem wir eine zunehmende Zahl von Kantonen schon länger bei Kampagnen begleitet haben.

Casino, Lotterie, Poker, Automaten, Sportwetten: Zahlreiche Menschen in der Schweiz haben das Spiel mit dem Geld nicht im Griff. Laut Studien sind etwa 3 Prozent der Bevölkerung betroffen, also rund 200’000 Personen. Das kann verheerende Folgen haben, denn Glücksspiele führen Süchtige und ihre Familien nicht selten in den finanziellen Ruin.

Kantone werden zusammengebracht

In der Schweiz gibt es verschiedene Präventionsprogramme, um Spielsucht zu bekämpfen: Spielen ohne Sucht (Nordwest-/Innerschweizer Kantone, Ostschweizer Kantone und Fürstentum Liechtenstein), Zentrum für Spielsucht (Kanton Zürich), VJPS (Kanton Schaffhausen), PILDJ (vereint die Kantone der Westschweiz) und GATP (Kanton Tessin). Sie helfen Betroffenen mit Informationen und Beratungen auf Websites, in Apps, am Telefon oder vor Ort. Zusätzlich führen die Präventionsprogramme Kampagnen zum Thema Geldspiel durch, um auf die Risiken zu sensibilisieren und auf die Unterstützungsangebote aufmerksam zu machen.

Lange haben die Präventionsprogramme unabhängig voneinander Kampagnen durchgeführt - zu unterschiedlichen Zeitpunkten und mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Einige von ihnen durften wir wiederholt begleiten. Für 2023 haben sie sich entschieden, zum ersten Mal eine gemeinsame Kampagne zu lancieren. Wir durften auch diese dreisprachige Kampagne konzipieren und umsetzen, wobei wir aus dem Vollen schöpfen konnten mit unserer Campaigning-Expertise. Grossen Wert haben wir darauf gelegt, alle Präventionsprogramme über den ganzen Prozess hinweg einzubeziehen und mit ihnen die einzelnen Schritte abzustimmen.

Foto von einer Frauenhand, die ein Smartphone hält. Auf dem Bildschirm ist eine TikTok-Werbung für die Präventionskampagne zu sehen.

Recherche führt zu Kampagnenidee

Der thematische Schwerpunkt der Kampagne war von Anfang an klar: Online-Geldspiele. Diese bergen aufgrund ihrer ständigen Verfügbarkeit besondere Risiken. In den letzten Jahren sind sie immer mehr aufgekommen, nicht zuletzt wegen der Pandemie und dem neuen Geldspielgesetz, das zu einer starken Zunahme des inländischen Angebots führte. Die Präventionsprogramme wollten Online-Spielende über die Risiken sowie über die bestehenden Hilfsangebote informieren.

Um zu verstehen, was in den Köpfen von Spielenden vor sich geht und wie sie sensibilisiert werden können, haben wir mit dem Ansatz des Human Centered Design gearbeitet. Vor der Konzeption der Kampagne haben wir mehrere Interviews mit Spielenden aus verschiedenen Teilen der Schweiz durchgeführt. Es zeigte sich, dass sich Spielsüchtige ihres Problems nicht bewusst sind und es auch nicht wahrnehmen wollen. Daraus schlossen wir, dass warnende Botschaften bei ihnen kaum auf Gehör treffen.

Hingegen schilderten die Betroffenen gut und gerne ihre Motivation fürs Geldspiel. Manche träumten von einem Leben ohne Arbeit, andere suchten den Kick. Genau hier setzten wir für die erste nationale Präventionskampagne an.

Kampagne stösst Selbstreflexion an

«Wieso spielst du um Geld?»: Diese Frage richteten wir im Rahmen der ersten nationalen Präventionskampagne direkt an die Online-Spielenden. Um sie zum Nachdenken anzuregen, haben unsere Expert*innen für visuelles Design sechs unterschiedliche Motivationen fürs Geldspiel umgesetzt. Diese attraktiv aufbereiteten Spielmotive haben wir mit unserem Online Marketing Know-how in Werbemitteln auf Facebook, Instagram und TikTok sowie in Display Ads verbreitet - mit der Aufforderung: «Check deinen Spieltyp!»

Folgten die Spielerinnen und Spieler dieser Einladung, kamen sie auf eine Landing Page, wo ihnen Verständnis für ihre Beweggründe entgegengebracht wurde. Erst in einem zweiten Schritt wurden sie auf die Risiken von Geldspielen sowie auf die Beratungsmöglichkeiten hingewiesen. Die Landing Page, die unsere Website-Entwickler*innen eigens für diese Kampagne erstellt haben, half somit auch, die Hilfsangebote in der ganzen Schweiz zu bündeln.

Foto von einem jungen Mann, der ein Smartphone hält. Auf dem Bildschirm ist die Landing Page der Präventionskampagne zu sehen.

Reges Interesse an nationaler Kampagne

Die Frage «Wieso spielst du um Geld?» erschien auf Deutsch, Französisch und Italienisch über 40 Millionen Mal in Display Ads und Social-Media-Werbung. Rund 100’000 Mal machte jemand den Schritt auf die Landing Page, um sich dort genauer mit dem eigenen Spieltyp zu beschäftigen und teils sogar um ein Hilfsangebot in Anspruch zu nehmen.

Auch in den Medien stiess die Kampagne auf reges Interesse. Sie wurde am 23. Februar 2023 mit den Ergebnissen der zweiten sogenannten eGames Studie vorgestellt. In sämtlichen Landesteilen folgten Berichte, etwa auf der Titelseite von 20 Minuten, in der Tagesschau von SRF oder im Westschweizer Pendant 19h30 von RTS.

Foto von einem Paar, das auf einem Tablet die Tagesschau von SRF schaut. Es wird gerade ein Beitrag zur Präventionskampagne angekündigt.
Foto von einer Frau an einem Laptop. Auf dem Bildschirm ist ein Artikel von RTS zur Präventionskampagne geöffnet.
Foto von einer Frau, die auf einem Laptop und auf einem Smartphone Artikel von 20 Minuten zur Präventionskampagne sieht.