Webplattform für «Gesichter der Erinnerung»
Auftrag
Der Verein «Gesichter der Erinnerung» beauftragte uns, eine themengerechte, nachhaltige Plattform zu realisieren, welche die Betroffenen von den fürsorgerischen Zwangsmassnahmen zu Wort kommen lässt sowie Informationen zum Thema für die breite Öffentlichkeit und für Schulen bereitstellt.
Dienstleistung
Recherche
UX Design
Webdesign
Technische Entwicklung
Beratung mediale Verbreitung
Sektor
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Die Anfrage für eine Online-Plattform als Ausstellungsort für multimedial aufbereitete Inhalte zum Thema Fürsorgerische Zwangsmassnahmen konfrontierte uns mit folgender Problematik: Wie kann ein solch dunkles Kapitel sowohl würdevoll als auch zugänglich gestaltet, sowohl nachhaltig als auch modern umgesetzt werden?
Recherche mit zukünftigen Nutzer:innen
Wie bei allen komplexen Infrastrukturprojekten hat sich auch hier der Human-Centered-Design-Prozess als richtig erwiesen. Wir lernten zuerst die Ziele unserer Kundschaft und die Bedürfnisse der primär zu erreichenden Personen kennen. Dadurch wurde klar, dass die Online-Plattform trotz der erschütternden Schicksale und des beinahe unfassbaren Unrechts – die Schweiz, ein Anstaltsland! – hoffnungsvoll und lebensbejahend, aber nicht beschönigend daherkommen soll.
Basierend auf diesen Erkenntnissen und den vom Kamerawerk produzierten und durch die Kundschaft konzipierten Videos haben wir den klar strukturierten Aufbau der Plattform entwickelt. Diesen unterstützt auch das thematisch farbenreich gestaltete Design, das die schwarz-weissen Videos kontrastiert. Nutzer:innen finden durch die Videos einen emotionalen Zugang zu den Themen. Sie können sich durch fundierte Texte und Quellen in die Breite oder – wenn gewünscht – auch in die Tiefe informieren. Die Dimension der Massnahmen wird durch eine Karte sichtbar gemacht.
Zugänglichkeit als Ziel
Eine gute Zugänglichkeit war in der Umsetzung wichtig: Einerseit sollen Nutzer:innen «abgeholt» werden und sich nicht durch die bedrückenden Inhalte abschrecken lassen. Andererseits sollen aber auch Personen mit körperlichen Einschränkungen an der Erinnerungskultur teilhaben können – nicht zuletzt, weil auch Betroffene mit Langzeitfolgen zu kämpfen haben und nicht ein weiteres Mal marginalisiert werden dürfen.
Daher sind alle Videos untertitelt und die Online-Plattform möglichst barrierefrei konzipiert und umgesetzt. So erfüllen beispielsweise die verwendeten Farben die Kontrastanforderungen gemäss WCAG 2 (Richtlinien für barrierefreie Webinhalte), zur einfacheren Tastaturnavigation ist eine Sprungnavigation eingesetzt.
Verschiedenste Expertisen führen zum Erfolg
Zum Projekterfolg hat nicht nur das etablierte Vorgehen nach Human Centered Design beigetragen, sondern auch die allseitige Zusammenarbeit auf Augenhöhe und das Vertrauen in die jeweiligen Expertisen. Unsere Kundschaft, bestehend aus der Historikerin Loretta Seglias und den zwei Betroffenen MarieLies Birchler und Mario Delfino, sind Expert:innen im Bereich der Fürsorgerischen Zwangsmassnahmen. Sie verstanden es auch, die inhaltlichen Schwerpunkte so zu setzen, dass die Online-Plattform die Thematik glaubwürdig und vollständig vermittelt. Die Kompetenz des Kamerawerks zeigt sich in den klar gefilmten und sauber vertonten Videos. Unsere Expertise schliesslich ist das Zusammenfügen dieser Teile für das bestmögliche Nutzungserlebnis. Ergänzend dazu haben wir die Basis für die digitale Kommunikation gelegt.
Das Resultat ist eine Online-Plattform, die unterschiedlichsten Personen Zugang zum Thema bietet: Besucher:innen des Landesmuseums, die sich vertiefen möchten; Schüler:innen, die sich mit dem Thema auseinandersetzen; interessierten Bürger:innen, die endlich hinsehen wollen. Zudem gibt «Gesichter der Erinnerung» den 32 Betroffenen stellvertretend für über hunderttausend Personen endlich den Raum, der ihnen zusteht.