«Warum schalten wir wohl Werbung im Tram 4?»

Adrian Stitzel, Leiter Online und Digital an der Hochschule Luzern (HSLU) beobachtet den Wettbewerb unter den Fachhochschulen genau. Mit Storytelling und Datenanalyse wird das Hochschulmarketing in Luzern weiter gedacht.

Junge Leute, lernbegierig und auf dem Karrieresprung. So sehen die Miniplakate aus, die Tramfahrende ständig sehen. Ihr von der HSLU seid auch mit dabei, oder?

Um Werbung kommt man nicht herum – darauf verzichten können höchstens die beiden ETHs oder die Uni Zürich. Wir Fachhochschulen sind in erster Linie regional verankert, grasen aber weit herum an den Rändern des Einzugsgebiets.

Der Wettbewerb untereinander verschärft sich in den nächsten Jahren, da geburtenschwächere Jahrgänge ins Studienalter kommen. Unser Nachwuchs – neben den eigenen Bachelor-Abgängern – befindet sich momentan an Berufsschulen und Gymnasien. Warum schaltet die Hochschule Luzern Werbung auf der Zürcher Tramlinie 4? Natürlich befindet sich hier die grösste KV-Berufsschule der Schweiz. Hier und am Bahnhof Zürich muss man präsent sein.

Wie bringt man nun die Botschaft an die Kunden?

Klar, ich könnte hier lange darüber reden, wie man die verschiedenen Kanäle bespielt. Mit der weiter entwickelten Website sehen Interessierte z. B. alle wichtigen Informationen zum Studium auf einen Blick. Wichtiger für uns: Die Geschichte dazu muss stimmen. Wir wollen den Leuten draussen zeigen, was Studierende bei uns erleben. «So sehen also die Leute aus, die dort studieren», würden sie sich sagen.

Diesen Storytelling-Ansatz leben wir in unseren Kanälen heute vielleicht noch nicht optimal, doch dort wollen wir hin. „Wir“ meint dabei die zentrale Abteilung „Marketing und Kommunikation“. An Infotagen wäre ein solcher Ansatz im persönlichen Kontakt genauso wichtig. Doch da müssen wir die Verantwortlichen noch davon überzeugen.

Ihr habt ja einiges in die Suchmaschinenoptimierung der neuen Website investiert. Gefunden werden, ist das heute einfach das Wichtigste?

Gefunden werden reicht alleine nicht. Die Analyse der Website-Nutzung ist für uns enorm wichtig. Sie bringt Grundlagen für Argumente, wo man organisationsintern diese noch nicht hatte und einfach nicht weiterkam.

Zahlen sind ein neues Führungsinstrument. Natürlich folgt man ihnen nicht blind, sondern in einem abgesteckten Rahmen. Man hat eine Intuition und kann mit den Nutzungskennzahlen dies überprüfen. Sie bilden eine Entscheidungsgrundlage, in welche Richtung es gehen muss.

Marketing muss diesen Schritt machen, um von den anderen Abteilungen richtig ernst genommen zu werden. Es erstaunt mich, dass das nicht einmal in der Privatwirtschaft selbstverständlich ist.

Adrian Stitzel ist Leiter Online und Digital an der Hochschule Luzern (HSLU) und auch Marketingverantwortlicher des dortigen Departments Wirtschaft. Nach seinem Publizistik- und PR-Redaktor-Abschluss bildete er sich in strategischem Management und Führung sowie Web Analytics weiter. Während drei Jahren war er Co-Projektleiter des Website-Relaunch der HSLU.

Interview: Erich Schwarz

Vier Fragen an Adrian Stitzel

Darauf würde ich an meinem Arbeitsplatz nicht verzichten wollen
Ausblick auf den Pilatus

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Alles zu Online & Digitales & Website (sowohl Marketing wie auch Content und Technologie)

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