Meet the Street: Auf Platz 1 im iTunes Store

Um die Sicherheit auf der Strasse zu erhöhen, hat der Fachverband Fussverkehr Schweiz im April 2013 eine Kampagne gestartet, die erstmals auf ein Mobile-Game setzt. Beim Spiel «Meet the Street» von Feinheit müssen Bremswege von Traktoren, Lastwagen oder Trams sowie das Verhalten von Fussgängern realistisch eingeschätzt werden.

Im Interview zieht Dominik Bucheli, Projektleiter bei Fussverkehr Schweiz, eine erste Bilanz.

Was war der Ausgangspunkt der Kampagne?

Dominik Bucheli: Wir stehen vor dem Problem, dass die schweren Verkehrsunfälle in den letzten zehn Jahren abgenommen haben, aber die Zahl der verunfallten Fussgänger mit rund 2500 pro Jahr gleich hoch bleibt. Heute ist jeder vierte Verkehrstote ein Fussgänger.

Warum haben Sie keine Plakat-Aktion gestartet?

Verkehrssituationen sind sehr komplex und lassen sich mit herkömmlichen Kampagnenmittel wie Plakaten nur schwer einfangen. Deshalb haben wir mit einem Handy-Spiel auf «Gamification» gesetzt. Als edukatives Spiel fördert «Meet the Street» sicheres Verkehrsverhalten, welches über das Befolgen strikter Verkehrsregeln hinausgeht.

Was verstehen Sie unter «Gamification»?

Dahinter steckt die Idee, die Mechanik von Spielen für Sensibilisierungskampagnen zu nutzen. Der Spass-Faktor schafft die nötige Aufmerksamkeit, um gezielt Inhalte zu verbreiten. Gerade Handy-Games versprechen eine hohe und anhaltende Interaktion, was die Gesamtwirkung der Kampagne erhöht.

Welche Zielgruppe wollten Sie erreichen?

Wir wollten ein eher männliches und jüngeres Publikum ansprechen. Als Risikogruppe sind sie überdurchschnittlich oft in Unfälle verwickelt und mit konventionellen Kampagnen schwer zu erreichen.

Verkehrstote sind ein ernstes Thema. Lässt sich das in ein Spiel packen?

Ich hatte keine Bedenken. Bei «Meet the Street» wird ja belohnt, wenn Zusammenstösse vermieden werden. Ziel ist es, im Verkehrsgetümmel alle Fussgänger sicher ans Ziel zu bringen.

«Meet the Street» ist seit 3 Wochen im iTunes Store erhältlich. Wie sieht ihre Zwischenbilanz aus?

Wir hatten einen Raketenstart: Innerhalb weniger Stunden belegten wir den ersten Platz in der iTunes-Kategorie «Free Games». Das ist ein prima Resultat für ein Spiel, das mit einem Verkehrsquiz auch edukative Elemente eingebaut hat.

Wie kommt man auf Platz 1 in den iTunes-Charts?

Gezieltes Online-Marketing ist ein «Must». Wir hatten aber auch viel Schub dank der Medienarbeit. So stellte 20Minuten «Meet the Street» vor und Regional-TV-Stationen berichteten über unsere Lancierungsaktion am Zürcher Limmatquai.

Was waren Stärken und Schwächen der Kampagne?

Wir waren mutig und haben mit einem Handy-Game Neuland betreten. Das hat sich gelohnt, wie die Downloads und die zahlreichen Medienberichte zeigen. Wirkliche Schwächen sehe ich bis jetzt keine.

Wie war das Feedback intern bisher?

Die Reaktionen waren durchwegs positiv. Was mich besonders freut: Andere Verkehrsverbände aber auch befreundete Organisationen haben den Ball aufgenommen und interessieren sich sehr für unsere Erfahrungen mit Gamification.

Wem empfehlen Sie Games für Kampagnen?

Da würde ich niemanden ausschliessen. Games lassen sich ganz unterschiedlich einsetzen. Wichtig ist allerdings, dass man nicht nur ein Thema, sondern eine gute Spielidee hat.

Stichwort Spass: Was spielen Sie gerade?

Im Moment steht bei mir die gelungene iPad-Umsetzung des Brettspiels «Carcassonne» ganz oben auf der Liste. Toll finde ich auch «Road Trip», obwohl es ein totales Autospiel ist.

Interview: Daniel Graf, Roman Wiprächtiger