Donnerschlag für Nationalrat: Thunderclap-Protestaktion erreicht über 260'000 Menschen
Von Daniel Graf | Projekte | 08.12.2013
Am Montagmorgen 9. Dezember um 7:30 Uhr knallt es so laut, wie noch nie in der Schweiz: Rund 1’000 Personen machen mit bei der Thunderclap-Protestaktion «China: Kein Freihandel ohne Menschenrechte», die auf Deutsch und Französisch via Facebook und Twitter über 260'000 Menschen erreicht.
Die Idee hinter dem Kampagnen-Tool www.thunderclap.it ist simpel: Eine Botschaft auf Social Media ist so stark wie die Anzahl User multipliziert mit ihren Netzwerken. Erst wenn eine kritische Masse erreicht wird, entwickelt sich ein Tweet oder ein Facebook-Posting zur Signalrakete und geht nicht sang und klanglos in der Nachrichtenflut unter.
Entscheidend für den maximalen Verstärkereffekt ist das perfekte Timing. Hier bietet Thunderclap eine deutliche Effizienzsteigerung zu früheren Smartmob-Kampagnen. Die Teilnehmenden müssen nicht mit viel Aufwand auf einen bestimmen Zeitpunkt mobilisiert werden, um ihre Botschaft auf Facebook oder Twitter abzusetzen. Thunderclap sammelt das Commitment, bei einer Protestaktion mitzumachen, und übernimmt auch automatisiert die simultane Veröffentlichung.
Der Hintergrund: Die Mehrheit des Nationalrats (72%) hat vor den Wahlen 2011 versprochen, sich für eine stärkere Berücksichtigung von Menschenrechten in Freihandelsabkommen einzusetzen (vgl. Liste auf www.fairchina.ch).
Am 9. Dezember könnten die Politikerinnen und Politiker ihren Worten nun Taten folgen lassen: Die grosse Parlamentskammer debattiert über ein Freihandelsabkommen mit China, in dem der Schlüsselbegriff «Menschenrechte» kein einziges Mal vorkommt. Das ist ein gravierender Rückschritt zu den vielen weit weniger bedeutenden Freihandelsabkommen, welche die Schweiz seit 2009 unterzeichnet hat.
Die Debatte im Nationalrat wird spannend: Am Wochenende wurde bekannt, dass die SVP überraschend Stimmfreigabe beschlossen hat bei der Frage, ob das Freihandelsabkommen mit China dem fakultativen Referendum unterstellt werden sollte. Zusammen mit linksgrünen Stimmen könnte dies den Ausschlag dafür geben, dass das Volk – gegen den Willen des Bundesrates – das letzte Wort hat.
Die Thunderclap-Aktion hilft mit, den öffentlichen Druck auf den Nationalrat zu erhöhen, das Wahlverspechen einzuhalten und keinen Freihandelsvertrag auf Kosten der Menschenrechte zu unterzeichnen.
Nachtrag 9.10.2013 08:13
Gut zu Wissen: Thunderclap braucht für den automatischen Versand der Botschaften via Twitter und Facebook ein paar Minuten. In unserem Fall waren die ersten Tweets erst 7 Minuten nach der Aktions-Deadline sichtbar. Wie in der Natur folgt also der Donnerschlag nach dem Blitz, vermutlich auch abhängig davon, wie viele Leute mitmachen.
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