Online-Kampagne www.kerzenachlibyen.ch - Professionalität wenn's eilt
Von Martin Prader | Projekte | 10.12.2009
Mittwoch, 25. November 2009: Das Fein-Phone klingelt. Moritz Zumbühl nimmt ab - es ist Amnesty International und das Thema ist brisant. Es geht darum, ein Zeichen der Solidarität für die beiden Schweizer Rachid Hamdani und Max Göldi zu setzen, die seit über 500 Tagen in Libyen festgehalten werden. Und - es muss schnell gehen.
Das Ziel ist, dass die Menschen hier in der Schweiz ihre Solidarität bezeugen indem sie über eine Online Plattform virtuell eine Kerze anzünden und den Geiseln eine Botschaft schicken können. Zudem die Möglichkeit bestehen, Freunde und Bekannten zu motivieren, ebenfalls eine Botschaft nach Libyen zu schicken. Also wird Facebook und der Online-Dienst Twitter mit ins Konzept eingebunden.
Samstag 28. / Sonntag 29. November 2009: In einer Wochenendaktion klemmt sich das ganze Team von Feinheit und Amnesty International hinter die Arbeit. Das Webdesign wird gemacht, Texte geschrieben, Frontend/Backend und ganze Anbindung an Facebook sowie Twitter wird programmiert. Denn am Montag Abend soll das Online-Tool stehen, zudem müssen die Server die volle Last einer allfälligen Riesen-Resonanz tragen können und das Media Team muss auf Abruf bereit stehen, damit die Aktion im Netz und bei den Medien gestreut werden kann.
Montag 30. November 2009: Noch ist nicht sicher ob die Aktion am Dienstag um 10 Uhr starten kann. Feinheit wartet den Entscheid ab. Um 20 Uhr steht fest, noch wird zugewartet, der Zeitpunkt wurde als ungünstig gewertet.
Dienstag 1. / Mittwoch 2. Dezember 2009: Feinheit telefoniert immer wieder mit Amnesty International. Am Mittwoch abend steht fest, dass die Aktion am Donnerstag voraussichtlich startet. Also heisst es, Donnerstag früh aus den Federn und bereit stehen.
Donnerstag 3. Dezember 2009: 10 Uhr, Das definitive «Go» wird gegeben, um 14 Uhr wird aufgeschaltet. Das Tool wird nochmals vom ganzen Feinheit Team getestet, letzte Anpassungen gemacht und das Agenda-Setting für die Medienarbeit wird festgelegt. Dann der Startschuss. Die ersten Kerzen brennen, gebannt monitoren die Feinheit Programmierer die Server. Das Media Team füttert Facebook, twittert und schreibt Blogger und Medien an. Innert kürzester Zeit brennen die ersten Kerzen, 20 Minuten-Online und Tagi-Online springen auf, die Zahl der Kerzen wächst im Minutentakt.
Donnerstag 10. Dezember 2009: Es brennen schon fast 10 000 Kerzen, die Facebook-Page hat über 2000 Fans und die Resonanz aller Beteiligten ist positiv. Rachid Hamdani und Max Göldi haben sich im lauf der Woche zum ersten mal aus der Schweizer Botschaft gemeldet und sich der Schweizer Bevölkerung für die Solidarität bedankt. Auch bei FEINHEIT für die gelungene Website. Max Göldi liess per Telefon aus Tripolis ausrichten:«Ich bin nicht nur vom grossen Echo das die Aktion ausgelöst hat sehr beeindruckt, sondern auch vom Webauftritt.»
Der Erfolg ist nicht zuletzt der Geschlossenheit und der guten Koordination aller Beteiligten untereinander zu verdanken. Klar ist, heute zählt allein die Bereitschaft und schnelles professionelles Umsetzten einer Ideen. Das World Wide Web ermöglicht es, jederzeit eine Aktion zu lancieren - dies jedoch nur, wenn das Team auch bereit ist, kurzfristig zu reagieren und wenn nötig für kurze Zeit alle Ressourcen zu bündeln.
Auch heute sind die Geiseln wieder Mittelpunkt der Online-Medien, denn das erste Photo der beiden Geiseln wurde veröffentlicht.