Meine erste Woche

Ja, man kann auch mit dreissig Jahren noch Praktikant sein. Und ja, es macht viel Spass. Zwar hoffe ich, dass es für mich ein kurzfristiger Status bleiben wird, aber das Praktikantenleben hat eben schon auch Vorteile. Dies zumindest hat mich meine erste Woche im Beratungs & Strategie-Team bei Feinheit gelehrt.

Andauernd zwar springt man ins kalte Wasser und vollbringt in undurchsichtigem Nass erste Schwimmübungen, doch drastisches Nichtwissen hat auch seine guten Seiten. Vieles ist neu, das Meiste ist sehr interessant, noch hat man keine belastende Verantwortung und alle sind lieb und hilfsbereit. Aber der Reiz der Sache liegt wahrscheinlich vor allem in der Vergänglichkeit und wohl auch in noch etwas romantischen Vorstellungen, die nun Tag für Tag einem Realitätssinn weichen müssen.

"Die Leute haben umso mehr Vertrauen in ihr eigenes Urteil, je weniger sie es mit Kenntnissen oder Erfahrung untermauern können." (Georges Simenon aus "Maigret amüsiert sich")

Damit will ich keinesfalls sagen, dass ich denke, dass der Job mit mehr Erfahrung langweiliger wird - er wird aber bestimmt weniger einfach, zumindest in der eigenen Einordnung. Und das wiederum weiss ich aus Erfahrung.

Einfachheit hat aber definitiv etwas für sich. Die Maigret-Romane von Simenon kann ich in diesem Zusammenhang jedem nur wärmstens empfehlen. Ich bin seit einigen Monaten einer regelrechten Sucht verfallen. Es gibt unzählige davon - und wer dann noch nicht genug hat, für den hat Simenon noch mehr Non-Maigret-Bücher geschrieben, welche ebenfalls ein sehr schönes Lesevergnügen bereiten. Selten habe ich einen Autor angetroffen, der mit einer einfachen Sprache, einem Minimalvokabular und einer sehr rationalen Formulierungsweise eine solche Wirkung erzielen kann. Und darin liegt doch die wirkliche Kunst: mit einfachen Mitteln komplexe Zusammenhänge sehr anschaulich darzustellen. So einfach ist es.

Doch zurück zum Ausgangsthema: Gemacht habe ich in dieser Woche schon einiges. Neben dem Kennenlernen der Infrastruktur habe ich bereits fleissig getextet, Konzepte verfasst und auch schon am zweiten Tag für das Team chinesischen Nudeltopf gekocht. So viel, dass wir am dritten Tag auch noch davon essen konnten. Mach lieber mehr als wenig hat man mir gesagt... und dieses Mehr bereitete mir die grössten Schwierigkeiten, denn es galt, viel Gemüse zu rüsten, viele Pfannen im Griff zu haben und eine grosse Menge richtig zu mischen.

Jedenfalls, und dies will dieser Blogpost eigentlich sagen, war es eine gute und schöne Woche und ich freue mich deshalb bereits auf die nächste. Sich kurz zu fassen, ist manchmal gar nicht so einfach.