«Jetzt entscheidet sich, ob Mobile Games Nische oder Mainstream werden»
Von Erich Schwarz | Events | 01.07.2014
Jeremy Spillmann, Spielentwickler bei den Blindflug Studios (aus FEINHEIT hervorgegangen) erklärt im Interview, welchen Stellenwert Mobile Games in der Kommunikation heute haben.
Jeremy Spillmann bringt das Know-how mit, um ganze Spiellandschaften entstehen zu lassen. Für die Entwicklung eines Mobile Game, also eines Spiels auf einem mobilen Endgerät, rechnet man insgesamt mit sechs Arbeitsmonaten. Drei Stunden pro Tag verbringt er dann damit, das Spiel mit den hinzugefügten Elementen zu testen. Doch nicht nur mit mit minutiösen Details beschäftigt sich Jeremy, sondern auch wie Games in unserer Kultur eingebettet sind.
Du entwickelst Mobile Games bei den Blindflug Studios – sind das einfach die modernen Versionen der alten Computerspiele, die ich kenne?
Mobile Games oder Game-Apps sind speziell entwickelte Spiele für die kleinen Bildschirme von Tablets oder sogar Smartphones. Diese grafische Beschränkung setzt auch Grenzen beim Spieldesign. Da das Spiel über den Screen kontrolliert wird, sind die Menüs einfacher als bei einem Computerspiel. Dafür haben sie gegenüber dem herkömmlichen Spiel am Desktop einige wichtige Vorteile.
Z. B. dass man sie überall spielen kann?
Ja, da fast jeder in der Schweiz ein Smartphone hat, und da mit dem App Store auf dem iPhone eine perfekt integrierte Verkaufsplattform vorhanden ist, sind die Zugangshürden sehr klein. Man zahlt vier Franken, und lädt sich das Game-App runter.
Ihr habt ja Kunden, die dafür zahlen, dass ihr ein eigenes Game für sie entwickelt. Wieso kommen gerade Verbände wie Fussverkehr Schweiz oder Antidoping Schweiz mit einem solchen Wunsch zu euch?
Games sind zum ersten ein neues spannendes Medium. Sie wirken jung und heute auch noch frech. Zum zweiten hat es mit der kürzeren Aufmerksamkeit von uns tun. Gamer sind länger und stärker involviert, und setzen sich mit der Marke auseinander. Durch die längere Nutzung sind Games eigentlich qualitativ den anderen Medienformen überlegen. Seien es Anzeigen, Plakate oder sogar Videos, spätestens nach einigen Sekunden wenden wir uns ab. Nicht so beim Game! Und dadurch lassen sich auch mehrschichtige Botschaften vermitteln – was ja gerade für NGOs ideal ist, die Themen mit unterschiedlichen Aspekten beackern.
Verstehe. Noch ein Ausblick zum Schluss: Wo siehst du Games in 20 Jahren?
Eine gute Frage. Ich glaube, wir stehen jetzt bei den Games an der gleichen Weggabelung wie mit den Comics in den 1910er/1920er-Jahren. Bis zu diesem Zeitpunkt waren Comics sehr populär, schafften aber dann mit Ausnahme von einigen Ländern wie Frankreich oder Japan den Sprung in den Mainstream nicht. Bei uns in der Schweiz heisst es heute irgendwie: «Comics, ach, die finden Sie in der Kinderabteilung.»
Ich bin gespannt, ob es diesmal mit den Games klappt – ob sie Teil der Massenkultur werden. Das hätte spannende Folgen. Die Kunstform Games würde sich in verschiedene Genres ausdifferenzieren – so wie es auch mit dem Medium Film passiert ist. Wir werden sehen.
Interview: Erich Schwarz