Facebook liebt uns mehr, wenn wir Emotionen zeigen
Von Erich Schwarz | Online Marketing | 08.07.2014
Letzten Monat zeigte Facebook in Studienresultaten, dass die Zusammensetzung von eher positiven oder negativen Nachrichten im Newsfeed des Nutzers sich direkt auf dessen Sichtweise und damit auf dessen Postings überträgt.
Laut der Studie absorbierten Facebook-Nutzer die Gefühle der gesehenen Posts und gaben sie in den nächsten Tagen ähnlich weiter. Das heisst, wäre mein News Feed mit einem negativen Unterton bestückt gewesen, so hätte ich die Tendenz, in der nächsten Zeit ebenfalls eher aufgebrachte oder verstimmte Statusmeldungen zu verfassen.
Das Quid pro quo, dass wir auf ablehnendes, genervtes und missfallendes Verhalten mit einer ähnlichen Tonart reagieren, kennen wir aus der eigenen Realität. Dass diese Emotionalität auch über die reine Textualität des News Feeds übertragen werden kann, bildete für die Forschenden eine Erkenntnis.
Wie man in den Wald ruft...
Solche selbstverstärkenden Elemente kennen wir natürlich auch aus unserer täglichen Agenturarbeit. Wir kreieren positive Stimmungen, die wiederum mit Reaktionen dieser Art verstärkt werden. Nehmen wir Harley-Davidson als Beispiel. Postet das Unternehmen auf Facebook ein Bild einer schönen Maschine, antworten die Nutzer mit freudigem Ton.
An einem Event kann dieses emotionale Aufschaukelprinzip noch besser eingesetzt werden. FEINHEIT hat für Harley-Davidson eine Photowall programmiert, die es Nutzern ermöglicht, Schnappschüsse von der Motorradmesse einfach und in Echtzeit auf einem überdimensionalen Screen anzeigen zu lassen. Und es funktioniert: Der Fan sieht schöne Motorräder auf der grossen Bilderwand und möchte selbst den anderen in der Community seine Entdeckungen zeigen, und postet das nächste Bild.
Nachrichten ohne Emotionen stehen vor Hürde
Dennoch: Ein Resultat aus dem Facebook Mood Experiment könnte unbeabsichtigte Implikationen haben. Personen, deren News Feeds weder mit besonders positiven oder negativen Inhalten angereichert wurden, hatten in der Folge ein geringeres Mitteilungsbedürfnis. Sie posteten vergleichsweise weniger als die Facebook-Nutzer mit dem emotional aufgeladenen News Feed.
Werden wir nun alle eine Überzahl von emotionsgeladenen Posts in unseren Feeds zu sehen bekommen? Und folglich: Wie werden komplexe, politische Themen an die Leser gebracht? Oder bleiben diese nüchternen Inhalte uns trotzdem erhalten, mit dem Preis, dass sie nur diejenigen sehen, welche sowieso der gleichen Meinung sind? Welcome back to the bubble – jetzt nicht mehr nur exklusiv bei Google!
Fachliche Mitarbeit: Moritz Gerber