Alles im Jod?
Von Moritz Zumbühl | Campaigning & Fundraising | 19.11.2014
Letzte Woche übertölpelte Greenpeace die Schweizer Bevölkerung mit einem gefakten Infoblatt zu Jodtabletten. Wie immer nach einem Hoax hagelte es Kommentare, ob man das überhaupt darf. Zwei Meinungen aus unserem Team zur Debatte.
Die Greenpeace-Kampagne: Gut verpackt, aber dann wie weiter?
Die Kampagne war öffentlichkeitswirksam und originell. Das Infoblatt im Verwaltungsstil um die Jodtabletten führten mit Sicherheit zu einem Stirnrunzeln bei den Empfängern, konnten aber auch schnell als Satire erkannt werden. Konzeptionell ist damit das Thema gut abgeholt worden, und der Hoax ist für mich vertretbar. Eine andere Frage stellt sich nach dem Zweck, den die Aktion hatte. Greenpeace schrieb in ihrer Medienmitteilung, dass mangelhafte Behördeninformationen klargestellt wurden. Doch was mache ich als Empfänger mit diesem Wissen? Im Infoblatt von Greenpeace fehlte eine klare Handlungsaufforderung an die Empfänger. Da jetzt mehr über die Form diskutiert wird, wurde eine nachhaltige Wirkung wohl eher nicht erreicht. Der komplexe Inhalt bleibt somit auf der Strecke, was bei einem Hoax immer die Gefahr ist.
Simone Wasmann ist Politikwissenschafterin und arbeitet seit zweieinhalb Jahren bei Feinheit als Projektleiterin und Konzepterin mit Fokus NPOs. In ihren Kampagnen hat sie vielfältige Massnahmen eingesetzt.
Hoax – eine Gratwanderung zwischen Breitenwirkung und Knalleffekt
Der neuste Streich von Greenpeace gehört zu einer Reihe von Hoaxes, die immer häufiger eingesetzt werden. Wir sind selber ja auch daran beteiligt: FIFA-Sambahack oder Fake-Weltwoche-Tweet. Mich schauen Leute seltsam an. «Hey, warum macht ihr das», fragen sie mich. Solche Fake-Kampagnen würden immer lauter und abwegiger, meinen sie. Ok, ich sehe auch eine Abnützung der Wirkung von solchen Kampagnen. Jeder weitere Hoax macht den nächsten ein bisschen wertloser.
Ganz verzichten auf dieses Instrument mit Knalleffekt möchte ich dennoch nicht. Für mich funktionieren Hoaxes am besten, wenn wirklich ein klarer, „böser“ Gegner angegriffen wird. Sei es die Fifa oder die AKW-Lobby. Dann sind einem die Sympathien sicher, und man kann auf dieser Weise die Leute integrieren und Handlungen auslösen. Was für mich das Wichtigste ist. Reiner Knalleffekt interessiert mich nicht.
Moritz Zumbühl war in der Parteipolitik aktiv und verfolgt seit längerer Zeit Wahlkampagnen. Er ist Mitgründer und Geschäftsführer von Feinheit.
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