Aliens, Fords und Hotels – ein Designerleben

Es gibt virtuelle Welten, die können wir nur imaginär bereisen.

Es gibt virtuelle Welten, die können wir nur imaginär bereisen. Deren Erschaffer weilen aber ganz real unter uns. Sie sind im Dienst der Film-, Animations- oder Gameindustrie – und arbeiten dort als Concept Designer. Diego Borellini aus Feinheits Grafikabteilung liess sich von einem Altmeister der Branche inspirieren.

Zürich, ein bedeckter Oktobermorgen. In Feinheits Grossraumbüro designt der Illustrator und Grafiker Diego Borellini gerade ein Icon, das eine Weinflasche mit einem Herz verbindet. Wir ziehen uns für das Gespräch in ein Sitzungszimmer zurück, das so winzig und herausgeputzt ist, dass es einem kleinbürgerlichen Wohnzimmer des vorletzten Jahrhunderts gleicht.

Die Welten, für die sich Diego interessiert, sehen anders aus, liegen aber nicht weit entfernt. Mit Zeichentablet und –stift sind sie für ihn erreichbar. Er kreiert bereits 3D-Landschaften, doch sein Traum ist es, davon leben zu können.

Concept Designer kümmern sich in Filmen und Games um die tragende visuelle Ebene, auf der sich das Geschehen um die Protagonisten abspielt. In der Pre-Production setzen sie die Vorstellungen der Autoren in Bilder um. Gezeichnet wird vorwiegend das, was nicht existiert, was utopisch oder futuristisch ist.

Einen der Wegbereiter dieser Kunstgilde, Syd Mead, hat Diego vor kurzem am zurzeit angesagtesten Branchentreffpunkt getroffen, dem Festival „Trojan Horse was a Unicorn" (THU). Der Auftritt des Ehrengasts wurde von vielen dort mit Spannung erwartet.

Mead hat eine erstaunliche Karriere hinter sich: Er war nicht nur für das Concept Design von Aliens – Die Rückkehr, Tron oder Blade Runner verantwortlich, sondern befasste sich auch mit dem Aussehen von Autos (Ford) und Häusern (Intercontinental Hotels).

Diego schwärmt von der Begegnung mit der 81-jährigen Legende. Die futuristischen Designs, die Mead in den 50er-Jahren produzierte, seien heutzutage noch stilgebend. Doch welchen Wert haben die Aussagen eines älteren Herrn in unserer digitalen Zeit noch, frage ich mich.

Concept Designer müssten mit der Zeit gehen und möglichst aktuelle Tools benutzen, so Diego. Er setzt z.B. auf die Software Modo und ZBrush, um in 3D zu modellieren. Mead widerspricht nicht, relativiert aber die Bedeutung der Technik: «Wichtig bleiben immer die Ideen, nicht die Tools.»

So sei der Einstieg ins Fach für jedermann und jede Frau möglich, ob er oder sie jetzt eine Designschule gemacht hätte oder nicht, findet der Altmeister. «Das bedingt aber, dass man online präsent ist und seine Arbeiten auf einer Website zeigt.» Viele Arbeitgeber würden so auf neue Talente aufmerksam.

Diego ist gerade daran, die Skizzen vom THU-Festival ins Reine zu zeichnen. Im 2015 kommen weitere Arbeiten dazu, die er auf artstation.com oder einer eigenen Squarespace-Site präsentieren wird.

«Syd Meads Weg von seiner frühen Begeisterung fürs Zeichnen, über die Jobs im Industry Design und schliesslich zum Concept Design, das ist wirklich inspirierend», meint Diego abschliessend. Seine Worte drücken Leidenschaft aus, so dass man gespannt sein darf, welchen Pfad er nächstens einschlägt.

Treffen der Visual Effects-Enthusiasten

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„Trojan Horse was a Unicorn“ brachte im September 2014 zum zweiten Mal digitale und analoge Visual Artists zusammen. Highlights waren neben dem Auftritt von Syd Mead die Sidetalks des VFX-Experten Scott Ross, der als Mitgründer von „Digital Domain“ die VFX-Industrie in Hollywood stark beeinflusst hat.