Das digitalisierte Klassenzimmer (Teil 2)
Von Kristina Roder | Kultur und Gesellschaft | 20.05.2020
Nach dem Interview mit der Lehrerin Madleina haben wir den Lehrmittelverlag Zürich kontaktiert. Wir wollten erfahren, wie dieser die Lehrer*innen mit digitalen Lehrmitteln unterstützt. Dafür haben wir uns mit Nicolas Brandenberg, Leiter Digitale Medien beim Lehrmittelverlag Zürich (LMVZ), unterhalten und ihn auch mit der Kritik von Madleina konfrontiert.
Haben Sie in den Wochen des Fernunterrichts einen “Run” auf die Plattform festgestellt, und falls ja: Wie gingen Sie mit diesem um?
Die Nutzung der digitalen Lehrmittelteile auf der Plattform LMVZ digital hat deutlich zugenommen: Wir hatten uns auf eine mögliche Schulschliessung vorbereitet und am ersten Tag des Fernunterrichts ein Angebot für unentgeltliche Sonderlizenzen realisiert. Dieses beinhaltet die Nutzung unserer digitalen Lehrmittel von der 1. bis zur 9. Klasse, für Lehrpersonen, für Schülerinnen und Schüler sowie für Dozentinnen und Studenten an Pädagogischen Hochschulen. Die Sonderlizenzen wurden zusätzlich ergänzt mit Printlehrmitteln, die wir speziell für den Fernunterricht als einfache Onlineversionen aufbereitet haben.
Die Sonderlizenzen laufen webbasiert, sind somit betriebssystemunabhängig und können geräteunabhängig verwendet werden. Das Angebot, das bis zu den Sommerferien gültig ist, war ergänzend zu dem, was Schulen und Lehrpersonen in der Fernunterrichtsphase leisteten.
Inzwischen wurden über 140’000 Sonderlizenzen bestellt. Wir haben wegen der erhöhten Nutzung unsere Server-Kapazitäten erhöht und werden das System auch weiterhin eng überwachen und – sofern erforderlich – weitere Massnahmen ergreifen, um den Lehrpersonen, Kindern und Jugendlichen ein stabiles System zur Verfügung zu stellen.
Madleina sagte, dass es für das Fach Deutsch sehr wenige Übungen online gebe (Stufe 4-6 Klasse). Planen Sie, dies auszubauen?
Ein neues Lehrmittel ist in Entwicklung: Das Lehrmittel «Deutsch» reicht vom Kindergarten bis zur 3. Klasse der Sekundarstufe I und ist auf der Grundlage des Lehrplans 21 konzipiert.
Ab der ersten Primarschulklasse können die Schülerinnen und Schüler auf drei Niveaus interaktive Übungen bearbeiten – ein viertes Niveau kommt später noch dazu.
Ab der vierten Klasse haben Schulen die Wahl, komplett digital zu arbeiten. Auch für Lehrpersonen aller Stufen stehen digitale Unterrichtsmaterialien bereit. Die Erprobung der 4. Klasse startet im Schuljahr 2020/21, die ersten Bände erscheinen per Schuljahr 2022/23.
Können die Mittel des LMVZ auch in anderen Kantonen verwendet werden?
Selbstverständlich dürfen die Sonderlizenzen auch in allen anderen Kantonen verwendet werden. Die Lehrmittel sind auf den Lehrplan 21 abgestimmt und können so überall eingesetzt werden.
Lieber Nicolas, vielen Dank für die spannenden Insights! Übrigens: Das Gespräch mit Madleina kann man hier nachlesen.